Zwei Jubiläen unter einem Dach
"Freie Altenarbeit Göttingen e.V." und "Eva Meurer Stiftung" feierten am 28.10.2016 gemeinsam ihre Geburtstage.
v.l.: Dr. Klaus-Peter Hermann (Stadt Göttingen), Thomas Oppermann (MdB), Regina Meyer (Demografiebeauftragte Landkreis Göttingen), Dr. Hartmut Wolter (Geschäftsführer Freie Altenarbeit Göttingen e.V.), Ute Schmidthals (Eva Meurer Stiftung), Michael Tihl (Beirat Freie Altenarbeit Göttingen e.V.) und Evelyn Tihl (stellv. Vorsitzende Vorstand Freie Altenarbeit Göttingen e.V.)
Ute Schmidthals (Kuratoriumsvorsitzende Eva Meurer Stiftung)
Eva Meurer Stiftung – Kurzer Abriss der Entstehungsgeschichte
zum Jubiläum FAG / EMS – am 28. Oktober 2016
Zusammenstellung von Ute
Schmidthals
30 Jahre Freie Altenarbeit Göttingen, 20 Jahre Eva Meurer Stiftung, ein gemeinsames Jubiläum! Warum wird es gemeinsam begangen?
Die Eva Meurer Stiftung ist aus der Freien Altenarbeit hervorgegangen, waren doch die Gründerinnen der Stiftung Eva Meurer und Dr. Brigitte Richter in den Anfängen des Vereins, nämlich als die FAG noch gar kein Verein war, bis zur Fertigstellung des Hauses im Jahr 1994, Ideengeberinnen
und Initiatorinnen der „Alten-WG Am Goldgraben“, damals ein Modellprojekt des Landes Niedersachen und erstes dieser alternativen Wohnform. Beide Frauen gehörten mit dem charismatischen und
ideenreichen Michael Jasper in der Konzeptionsphase und während des Umbaus der Villa Am Goldgraben zu den maßgeblichen Mitgestalterinnen der inneren und äußeren Ausrichtung des Gesamtkonzeptes.
Sie waren konzeptionelle Inspiratorinnen für dieses Haus. Konsequenterweise waren sie dann 2 der ersten 11 Bewohnerinnen. Bundesweite und öffentlichkeitswirksame Aufmerksamkeit war der FAG und
den Bewohnerinnen der WG sicher.
Warum waren diese beiden Frauen so elektrisiert von der Idee einer für alte Menschen damals noch ungewöhnlichen Wohnform?
Später bekannt gewordene Schlagworte sind auch auf sie zurückzuführen, wie:
Eva Meurer und Dr. Brigitte Richter – beide geboren kurz vor dem 1. Weltkrieg – hatten noch die Unterdrückung von Frauenrechten, die heute als selbstverständlich erachtetet werden, am eigenen Leibe erfahren. Sie hatten eine Reihe von Gemeinsamkeiten, wie:
Eva Meurer und Brigitte Richter verband eine enge Freundschaft, die ihren Ursprung hatte in ihrer gemeinsamen Arbeit in
Tiefenbrunn in den 1940-er Jahren. Ihre danach lebenslange Freundschaft ging mit der Gründung der Eva Meurer Stiftung über ihren Tod hinaus.
Beide Frauen gehörten zu den „Bewohnerinnen der ersten Stunde“ als am 1. Januar 1994 das Haus am Goldgraben bezogen wurde. Eva Meurer war damals 84 Jahre, Dr. Brigitte Richter 82 Jahre alt.
Beiden war es nicht vergönnt, die Früchte ihres großen Engagements rund um die innere und äußere Ausgestaltung des Hauses lange in der praktischen „Erprobungsphase“ zu erleben. Schon etwas mehr
als 1 Jahr nach dem Einzug starb Eva Meurer. Sie hatte ihrer Freundin Brigitte Richter als Vermächtnis hinterlassen, einen Teil ihres Vermögens in eine Stiftung einzubringen. Diese sollte der
Förderung „Alternativer Wohnformen“ gewidmet sein, um so ein selbstbestimmtes Leben bis ins hohe Alter möglich zu machen.
Brigitte Richter starb nur etwa 2 Jahre später. Sie hatte das Vermächtnis ihrer Freundin erfüllt und die Eva Meurer Stiftung gegründet. Sie brachte einen gleich großen Teil ihres eigenen
Nachlasses in die Stiftung ein.
Dr. Brigitte Richter war die erste
Vorsitzende der Stiftung. Sie hat
die Ausgestaltung der Ursprungsfassung der Satzung weitestgehend geprägt.
Hauptanliegen waren und sind noch heute:
Diesen Anliegen entsprechend sind die von der EMS geförderten Projekte ausgerichtet.
Altengerechte, barrierefreie Bauvorhaben, auch für Demenzerkrankte, gehörten ebenso dazu, wie die Unterstützung von Bildungsinitiativen für ältere Menschen, meistens in Zusammenarbeit mit anderen
Kooperationspartnern.
Über die zu fördernden Projekte entscheidet ein Kuratorium von 5 Personen. Zum Kuratorium müssen mehrheitlich Frauen gehören und die Vorsitzende muss eine Frau sein. Den Stifterinnen war
es ein wesentliches Anliegen, dass alle Entscheidungen mehrheitlich von Frauen getroffen würden.
Die meisten geförderten Projekte waren solche der Freien Altenarbeit Göttingen e.V., ist sie doch Heimat der Stifterinnen und der Ausgangspunkt der Stiftung. So waren und sind alle bisherigen
KuratorInnen eng mit diesem gemeinnützigen Verein verbunden.
Ebenfalls stammten alle bisherigen Vorsitzenden aus dem Umfeld der FAG:
Von den geförderten Projekten sollen hier exemplarisch 3 Projekte kurz beschrieben werden:
Die ersten beiden Projekte beleuchten aus unterschiedlicher Sichtweise und Wahrnehmung den Alltag in dieser besonderen
Wohngemeinschaft.
Zu 1. Astrid Osterland beschreibt die Entstehungsgeschichte WG, das Zusammenwachsen und Zusammenleben der Bewohnerinnen mit allen
zwischenmenschlichen Potenzialen, auch aber mit ihren Konflikten. Sie beleuchtet damit im Jahr 2000 die Erfahrungen der ersten Jahre seit 1994. Sie beschreibt bereichernde Ereignisse und
Erlebnisse sowie Synergieeffekte zwischen den Bewohnerinnen, die zur Bewahrung geistiger wie auch körperlicher Leistungsfähigkeit erheblich beitragen können. Es werden aber auch Konfliktursachen
benannt, die mehrfach zu Ein- und Auszügen geführt hatten, was immer ein finanzielles Risiko für die Bewohnerinnen wie auch für den Trägerverein bedeutet.
Zu 2. Silke Inselmann untersucht 10 Jahre später, also nach 16-jähriger „Erprobungsphase“ das zentrale Anliegen der Stiftung UND der Alten-WG:
Wie können Bedingungen geschaffen werden, die es den Bewohnerinnen von Alten-Wohnprojekten erlaubt, bis zu ihrem Sterben in der vertrauten Umgebung mit vertrauten Menschen zu leben.
Hier muss man sich bewusst machen, dass der damals gewählte Begriff„ Pflegekonzept“ nicht dem dokumentierten Ergebnis entspricht, denn es handelt sich nicht um ein Konzept für Pflege. Die
Untersuchung setzt sich vorrangig mit der Problematik auseinander, dass schwächer werdende oder sogar pflegebedürftige Bewohnerinnen oder solche von Demenz betroffene schnell die Grenzen der
eigenen Belastbarkeit sowie die der übrigen Bewohnerinnen sprengen können. Selbstorganisation führt in zunehmendem Alter leicht zu allseitiger Überforderung. Um die Balance auf diesem schmalen
Grat bewahren zu können, möglichst lange oder sogar bis zum Sterben, dazu hat die Untersuchung Ressourcen gesucht und Möglichkeiten aufgezeigt, auch aber die Grenzen nicht außer Acht
gelassen.
Zu 3. Bei dem Projekt Trug & Schein“ handelt es sich um einen außergewöhnlichen, teilweise in Sütterlin bzw. deutscher Kurrentschrift
verfassten Briefwechsel eines jungen Paares aus der Zeit des Nationalsozialismus zwischen 1938 und 1946. Es sind insgesamt etwa 4000 Briefe, die in verschiedenen Medienformaten einer breiten
Öffentlichkeit präsentiert werden als kritische Begegnung mit dem Alltag des Zweiten Weltkriegs. Studierende der Georg August Universität arbeiten gemeinsam mit Seniorinnen. Zwischen den
Mitgliedern der Gruppe bestehen bis zu 60 Jahre Altersunterschied. Alt und Jung ergänzen sich in ihren speziellen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Die Jungen finden Antworten auf ihre Fragen zum
Alltag des 3. Reiches bei den Alten, die Alten profitieren von den Medienfertigkeiten der Jungen.
Mit diesem Projekt knüpft die Eva Meurer Stiftung an Überzeugungen der Stifterinnen Eva Meurer und Brigitte Richter an, die eine sich ergänzende Zusammenarbeit zwischen Alt und Jung als
grundlegend ansahen für eine positive gesamtgesellschaftliche Entwicklung.
Hier ein Wort zur Situation der Stiftung:
Förderungen können ausschließlich aus Erträgen des Stiftungskapitals gewährt werden, gemäß Stiftungsrecht muss das Stiftungskapital zwingend erhalten bleiben. Wie sich die Zinserträge in den
letzten Jahren entwickelt haben, ist allgemein bekannt. Sogar eine Entwicklung in Richtung Negativzins ist zu befürchten. Schon seit geraumer Zeit ist die Handlungsfähigkeit der Eva Meurer
Stiftung wegen fehlender finanzieller Mittel erheblich eingeschränkt.
Wenn weiterhin dem satzungsgemäßen Stiftungszweck genügt werden soll, ist die Stiftung auf Zuschüssen von außen angewiesen. Dies kann aus heutiger Sicht nur durch Spenden oder Zustiftungen
geschehen oder auch durch Vermächtnisse aus Erbschaften. Alles dies wäre steuerbegünstigt oder steuerbefreit.
„Fundraising“ ist ein wesentlicher Begriff für alle Stiftungen. Hier gilt es anzusetzen.
An dieser Stelle soll ein Begriff wiederbelebt werden, der Dr. Brigitte Richter am Herzen lag: Sie wollte einen der Stiftung nahe stehenden „Freundeskreis“ etabliert wissen, der in bestimmten
Bereichen die Kuratoriumsmitglieder berät und unterstützt.
Auch im Sinne der Gründerinnen wäre allen jenen zu danken mit Interesse und Engagement im Bereich Öffentlichkeitsarbeit, die sich in öffentlichen Institutionen oder Gremien bewegen, oder die
Verbindungen zu Unternehmen haben oder solche anzubahnen vermögen.
Für die Eva Meurer Stiftung wäre jede Unterstützung willkommen, persönlich wie finanziell. Letzteres unter:
Sparkasse Göttingen
IBAN: DE33 2605 0001 0050 5790 69
BIC: NOLADE21GOE
Mehr Sicherheit und Lebensqualität durch Pflegekonzept
Meilenstein für Göttinger Alten-WG
Mit tatkräftiger Unterstützung der Göttinger Eva-Meurer-Stiftung ist es gelungen, ein neues Pflegekonzept für die Alten-WG Am Goldgraben auf den Weg zu bringen...
Eine Auswahl aus der Vielfalt weiterer von der Eva-Meurer-Stiftung geförderter Projekte